Schizophrenie ≠ Schizophrenie
Die Überschrift stimmt auf mehreren Ebenen. Schizophrenie ist eine schwerwiegende Erkrankung mit einem vielfältigen Erscheinungsbild. Wirklich vielfältig. Es kann sein, dass Patienten etwas hören, sehen, fühlen, riechen oder schmecken, was sonst keiner hört, sieht, fühlt, riecht oder schmeckt. Oft sind ihre Affekte verflacht, die Gedanken zerfahren und sie haben Sorge, verfolgt zu werden. Manche nehmen starre Körperhaltungen ein oder zeigen eine übermäßige motorische Aktivität.
Schizophrenie hat allerdings überhaupt nichts mit der ihr immer und immer wieder nachgesagten Persönlichkeitsspaltung zu tun. Immer noch wird häufig von einer “schizophrenen Person” gesprochen, wenn man im allgemeinen Sprachgebrauch darstellen will, dass jemand “zwei (oder mehr) Persönlichkeiten” hat. Selbst in großen, überregionalen Wochenzeitungen kann man ähnliches lesen. Das stimmt schlichtweg nicht. (Am ehesten trifft dieses Phänomen auf die dissoziative Persönlichkeitsstörung zu, eine sehr seltene und hochkomplexe psychische Erkrankung, in welcher verschiedene Persönlichkeiten innerhalb eines Individuums existieren.)
Es steckt keine böse Absicht dahinter, durch Unwissenheit und Gewöhnung hat sich diese falsche Verwendung in unserer alltäglichen Sprachgebrauch eingeschlichen. Nur führt dies eben auch zu einem falschen Verständnis von Schizophrenie. Aus diesem Grund ist es Zeit, sich dies wieder abzugewöhnen.
Ich finde, sich mit Wortstämmen und Bedeutungen mir wörten auseinanderzusetzen in der Psychotherapie ungemein hilfreich, da es die gesamte Bewertung verändern kann und damit auch das dazugehörige Gefühl. Ich bin immer wieder überrascht worden, was eine so simple Intervention, die ja als solche nicht gelehrt wird, bewirken konnte.
Schön, es hier schwarz auf weiß zu lesen.