Der Notfallplan

Leider kann es immer wieder vorkommen, dass das Leben, der Alltag oder die Gesundheit aus dem Gleichgewicht kommt. Phasen in denen man Schwierigkeiten hat, bestimmte Ereignisse und Umstände zu bewältigen.

Jede:r erlebt eine Krise anders. Aber fast immer ist sie mit großem Leid verbunden, oftmals mit Unruhe, Angst und Verzweiflung. Häufig führen Krisen bei Personen mit einer psychischen (Vor-)erkrankung auch zu einer Symptomverschlechterung. Wenn sich eine Krise zuspitzt, kann daraus sogar ein lebensbedrohlicher Notfall werden. 

Da man nie weiß, wie das Leben so spielt, kann man sich nicht hundertprozentig vor einer (erneuten) Krise schützen, davor ist einfach niemand gefeiht. Es kann jedoch sehr hilfreich sein, für den Fall der Fälle einen Plan zu haben. 

Ein Notfallplan ist quasi eine gestaffelte Übersicht von verschiedenen Strategien und Ansprechpartner:innen, die im Falle einer Krise oder eines Notfalls angewendet bzw. kontaktiert werden können und sollten. Ein guter Notfallplan kann Struktur und Kraft vor und in der Krise geben und hoffentlich Schlimmeres verhindern.

In der Regel fertige ich mit meinen Patient:innen einen solchen Plan im Laufe einer therapeutischen Behandlung an. Aber man kann dies auch ganz für sich allein oder aber mit Bezugspersonen zusammen machen.

Was in einen Notfallplan unbedingt rein muss:

  1. (Früh)Warnzeichen

Das sind typische Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und Verhaltensweisen, an denen man merkt, dass man von einer deutlichen Symptomverschlechterung betroffen ist. Diese Zeichen und Symptome können individuell sehr verschieden sein.

Woran erkenne ich, dass ich mich in einer Krise befinde & dringend handeln muss?

  1. Krisenstrategien, die unabhängig von Anderen möglich sind   

Hier geht es um eine Aufzählung mit Aktivitäten, die jetzt hilfreich sein könnten. Aktivitäten, die beruhigen, ablenken, trösten, Kraft geben. Diese Aktivitäten sollten nach Möglichkeit von anderen unabhängig sein.

Was kann ich nun für mich tun, um der Krise entgegenzuwirken?

  1. Krisenstrategien, wenn du nicht mehr alleine zurecht kommst

Wenn die ausgeführten Aktivitäten nun gar nicht helfen, sollte man sich im Außen Unterstützung suchen. An dieser Stelle sollen Bezugspersonen notiert werden, die einem in der Krisensituation beistehen werden.

Wen kann ich anrufen, zu wem kann ich gehen?

  1. Professionelle Hilfestellen

Sollten die Krisenstrategien nicht ausreichen, ist es Zeit sich professionelle Hilfe zu holen. Daher ist es nun wichtig alle Kontaktmöglichkeiten zu professionellen Hilfestellen zu notieren, bspw. behandelnde Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen, Krisendienst, zuständige psychiatrische Klinik.

Tipps zum Erstellen eines Krisen- und Notfallplans

  • Auch wenn es Notfallplan heißt, erstellt man ihn am besten, wenn es einem gut geht. Es ist verständlich, wenn man an den guten Tagen nicht unbedingt an so eine Situation denken mag, aber es ist genau dann sinnvoll seine Kraft und Energie in einen solchen Plan zu packen. In einer krisenhaften Situation hat man keinen Kopf mehr dafür.
  • Es kann zudem sehr hilfreich sein, mit wichtigen Bezugspersonen und Behandler:innen über den Plan zu sprechen. Diese können eventuell noch wertvolle Tipps geben bzw. kann man gemeinsam den Plan auf Umsetzbarkeit prüfen. Zudem kann man dann gut besprechen, wer einen in der Krise begleiten kann.
  • Es ist enorm wichtig, dass man den Notfallplan im richtigen Moment auch zur Hand hat. Gerade in Krisensituationen braucht man etwas schwarz auf weiß vor sich. Also sollte man gut überlegen, was für eine Form der Plan haben sollte und wo und wie man ihn aufbewahren will: ausgedruckt am Kühlschrank, gespeichert im Handy oder gefaltet im Portmonnaie?
  • Auch der beste Notfallplan kann irgendwann nicht mehr zu einem passen. Daher ist es zudem wichtig, regelmäßig zu überprüfen ob der Notfallplan noch aktuell ist und einem entspricht.

Unabhängig davon wann und wie oft man dann diesen Plan tatsächlich nutzen musst, kann das bloße Vorhandensein eines solchen Plans schon Sicherheit und Ruhe vermitteln. Daher kann ich das wirklich jedem nur empfehlen.

Wer dafür gerne einen Vordruck hätte oder sich inspirieren lassen möchte, kann sich gerne das nachfolgende Exemplar einmal ansehen.

Diese Notfallplanvorlage ist im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der wunderbaren Illustratorin Lea Hillerzeder entstanden. Die Vorlage darf kostenlos geteilt, gedruckt und ausgefüllt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert